Samstag, 21. März 2009

Sehnsucht...


eine Kurzgeschichte...

Der Regen macht eine Pause und ich blicke aus dem Fenster auf meine Terrasse. Nur in einer Unterhose, Barfuss, angelehnt an den Fensterrahmen, mit beiden Händen eine Kaffeetasse umklammert, schaue ich planlos heraus. Mein Blick fällt auf einen verrosteten Grill, der mit seinen letzten Kräften der Witterung trotzt. Darauf steht ein Aschenbecher und in ihm liegen zwei zerdrückte Kippen, wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Die Heizung ist noch nicht hochgefahren und ein kalter Schauer lässt meinen Körper erzittern. Wo ist bloß wieder der Bademantel? Plötzlich fällt mir ein, dass mein Auto in einem von 7 bis 19 Uhr zeitbegrenzten Halteverbot steht. Ich schaue auf die Küchenuhr, gleich 8 Uhr! In Windeseile ziehe ich Hose, Turnschuhe und einen Pullover auf Links an. Verdammt, die Autoschlüssel. Schnell durchsuche ich die Jackentaschen. Yes! Hier klimpert es. Gleichzeitig greife ich mir die Wohnungsschlüssel, die Haustür knall hinter mir und ich renne los zum Auto. Ein Glück, das Auto ist noch da. Parke es um und eile erleichtert zurück in die Wohnung. Meine Gedanken schweifen und da sind sie wieder, die zwei Kippen. Vor paar Tagen glimmten sie noch im Mund eines Menschen, der so vertraut schien. Zu Hause schleudere ich die Schlüssel auf eine Kommode im Fluor und gehe energisch auf die Terrasse zu. Im gleichen Moment, in dem ich den Aschenbecher greife, sacke ich nach unten in die Hocke. Unterdrückte Tränen kämpfen sich in die Augen. Wieso mach mich die Situation so schwach? Was geschieht mit mir? Solch einen Zustand verspürte ich zuletzt vor vielen Jahren, weit entfernt in der Vergangenheit. Theoretisch war ich nie zuvor so glücklich, wie aktuell. Theoretisch! Der Job erfüllt mich, meine kleine aber feine Wohnung geniesse ich in vollen Zügen, Freunde sind immer für mich da, wenn ich sie brauche und umgekehrt, ich bin gesund und fit wie ein Turnschuh. Ist doch alles gut! Nur Er, Er ist weg. Noch nicht zurück in seiner Stadt, die ihn so durch sein Heimweh zerreißt, sondern weg aus meinem Leben. Entschlossen beförderte ich die Kippen ins Klo und spülte alles ins Ungewisse. Adios Amor...

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